Sonntag, 18. Januar 2015

Festa do Senhor do Bonfim

Am Vortag hatte ich Leo und David, die zwei anderen Austauschschüler, eingeladen bei mir zu übernachten und während wir Abend gegessen haben (Ich hatte für alle gekocht), kam dann auch noch der Bruder meines Gastvaters spontan vorbei. Dieser erzählte, dass er morgen zum Fest der Bonfim-Kirche gehen möchte und lud uns ein, mit ihm zu gehen. Wir nahmen die Einladung natürlich an, auch wenn das für uns hieß, dass wir am nächsten Tag um 6 Uhr morgens aufstehen müssen, anschließend nach Salvador fahren und danach vom Elevator 8 km zur Bonfim-Kirche laufen und 8 km wieder zurück. Die ganze Sache klang in der Theorie eingentlich nicht schlecht. 

Am nächsten morgen, hätte ich nach dem Weckerklingeln am liebsten noch weiter geschlafen, den zwei Jungs ging es ähnlich. Nach einer Tasse Kaffee lies die Müdigkeit dann langsam nach, wir frühstückten gemeinsam und warteten auf meinen Gastonkel. Und als dieser dann ziemlich verspätet kam, machten wir uns mit unseren Turnschuhen, die wir ausnahmsweise mal gegen Flip-Flops eingetauscht haben, auf den Weg nach Salvador. Während wir zum Elevator liefen, wo das Fest startete, kamen mir immer mehr Leute mit weißer Kleidung entgegen und mir wurde so langsam bewusst, dass ich wohl die falsche Farbe anhatte. 

Dann ging das Fest los, es spielten Trommler-Gruppen und andere Musiker, alle 10 Meter stand jemand, der Wasser, Bier und andere Getränke verkaufte - alles natürlich "bem gelada", also gut gekühlt. Die leeren Flaschen wurden einfach fallen gelassen und man sah immer wieder, wie die ärmeren Leute den Müll dann aufsammelten, weil die dafür etwas Geld bekommen. Es waren sehr viele tausend Menschen da, aus allen sozialen Schichten, weswegen man sehr aufpassen musste, dass einem nichts geklaut wird. Als Gringa, ist man da oft ein Ziel von Dieben, meine Haare wurden immer wieder angefasst, irgendjemand küsste mir sogar auf die Schulter und immer wieder rief man mich "Gringa", "Loira"(Blondine) oder "Linda"(Hübsche). Aber Meine Kamera war immer gut versteckt und ist auch sicher wieder nach Hause gekommen und sonst habe ich alle Wertsachen Daheim gelassen. Gerade, weil es auf der Straße so viele Leute waren, war es schwierig, dass unsere Gruppe immer zusammen blieb. Zum Glück sind die Brasilianer alle etwas kleiner, da konnte ich über die Köpfe der meisten hinwegsehen. 

8 km laufen sind etwas ganz anderes, als diese Strecke mit Tausend anderen, dicht an einanderer gedrängt bei über 30°C in der Mittagssonne überwinden zu müssen, denn das war alles andere, als ein Spaziergang. Die Musik und all die fröhlichen Menschen um einen herum, ließen einen das aber alles schnell vergessen. Als ich die Kirche schon von weitem sehen konnte, war ich trotzdem froh und meine Füße müde. Dort stärken wir uns ersteinmal mit Fejoada und stellten fest, dass wir uns alle ganz schön verbrannt haben, in der heißen brasilianischen Sonne. Ich war rot von Kopf bis Fuß. Wir konnten uns aber nicht lange ausruhen, denn der Rückweg stand uns nun bevor und eigentlich hatten wir darauf alle keine Lust mehr. Was ich und die anderen ziemlich lustig fanden, war dass wir plötzlich angehalten und in ein Haus, von unbekannten Leuten die uns spontan eingeladen haben, gegangen sind. Dort saßen wir dann in der Küche und unterhielten uns mit den Leuten dort, die auch nicht wussten, in wer hier eigentlich wohnt. Auch wenn wir auf gleich auf eine Party eingeladen wurden, mussten wir dann doch leider wieder gehen und unseren Rückweg fortsetzen.

Völlig erschöpft erreichten wir dann das Auto, fuhren noch zu der Familie der Schwester meines Gastvaters, weil diese zufällig in Salvador wohnen, gingen anschließend Pizza essen und gegen 10 Uhr war ich dann zu Hause, wollte nur noch kalt duschen und schlafen. 

Auch wenn dieser Tag mehr als anstrengend war, habe ich es trotzdem nicht bereut so früh aufzustehen und fand es super interessant bei diesem Fest mit dabei zu sein. Das war schon mal wie ein kleiner Vorgeschmack auf Karneval, welcher in Salvador ja noch viel größer, lauter und bunter gefeiert wird. 

David und ich - noch total motiviert für den Lauf
irgendwo verlohrengegangen zwischen den bahianischen Frauen

Menschen über Menschen..
und endlich am Ziel angekommen!!



Übrigens fahre ich ab dem 22. Januar nach RIO DE JANEIRO!! Ich bin so froh dass es doch noch geklappt hat und ich jetzt eine Woche in dieser wunderbaren Stadt verbringen darf. Dort werde ich auch bei einer Gastfamilie wohnen, deren Haus ziemlich nah an der Christus-Statue steht ;)

Alles Liebe,
Lena

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