Sonntag, 11. Mai 2014

Wie alles begann...

Es haben nur die wenigsten das Glück ihr Leben lang von Freunden und Familie umgeben zu sein. Irgendwann ist jeder mal völlig auf sich allein gestellt. Und um sich in solchen Fällen behaupten zu können, ist es wohl nie zu früh sich auszuprobieren und allein ins Ungewisse aufzubrechen...

...und genau deshalb wollte ich den Gedanken ein Auslandsjahr zu machen, welcher mich schon so lange beschäftigt, in die Tat umsetzten. Fremde Kulturen, Länder, Abenteuer und Reisen waren für mich schon immer faszinierend, aber ich wollte nicht nur wie im Urlaub als Tourist etwas Neues besichtigen, sondern ein komplett neues Leben am anderen Ende der Welt kennenlernen und dabei selbst mitten drin sein. Trotzdem hätte ich mir das, was mir nun bevor steht damals nicht einmal erträumen können.

Nach dem Sommerferien fasste ich dann den Entschluss es zu versuchen und mich zu bewerben. Ich muss zugeben, damals hatte ich noch Zweifel, ob es wirklich das Richtige für mich sei - so ganz allein im Ausland. Um auch gleich die Frage, warum ich AFS, als Austauschorganisation gewählt habe, zu beantworten, muss ich sagen, dass AFS für mich gleich von Anfang an feststand. Das war wohl 'Liebe' auf des ersten Blick, denn zu dem damaligen Zeitpunkt kannte ich kaum andere Austauschorganisationen. Auch war mein Zielland noch ein ganz anderes: die USA und auch Kanada und Australien fand ich interessant, waren aber zum einen viel zu teuer, zum anderen von der Semesteraufteilung eher ungeeignet. Kaum hatte ich die Bewerbung dann abgeschickt, folgte ein Anruf und somit
die Einladung zu einem Auswahlwochenende in Groß Köris (in der Nähe von Berlin). Als ich ankam stellte sich heraus, das mein Auswahlwochenende gleichzeitig auch ein Camp war für diejenigen , die gerade ihr Austauschjahr hier in Deutschland verbringen, was die ganze Sache natürlich doppelt spannend machte. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der 11 Bewerber, wurden dann einige TOP's (Tages-Ordnungs-Punkte) mit uns durchgeführt, bei denen es hauptsächlich um unsere Werte- und Normenvorstellung, sowie, wie man sich selbst und seine eigene Meinung in die Gruppe einbringt, ging. Zudem gab es mit jedem Bewerber nochmal ein Einzelgespräch, bei dem Fragen zur Bewerbung gestellt wurden. Am einem Abend machten wir dann alle zusammen ein Lagerfeuer am See, redeten bis tief in die Nacht und irgendjemand hatte sogar seine Gitarre dabei. Die Betreuer dort waren ehemalige Austauschüler und alle wirklich sehr nett. Eigentlich hätten wir alle auf den Brief, in dem steht, dass wir angenommen sind oder nicht,  warten müssen, doch weil alle angenommen wurden, bekamen wir es noch gesagt, bevor wir alle wieder nach Hause gingen.

Nach der Bestätigung meiner Annahme am Programm, musste ich mich entscheiden, wohin die Reise gehen soll und auf dem Länderpräferenzbogen meine Wunschländer angeben. Weil das mindestens 5 sein sollten, wählte ich Brasilien, Schweden und Norwegen jeweils als Erstwunsch und die Philippinen und Italien als Zweitwunsch. Wer jetzt nochmal ein paar Zeilen nach oben schaut, wird feststellen, dass diese Länder so gar nicht meinen Vorherigen Vorstellungen entsprachen. Ich muss sagen, dass ich mir während und auch nach dem Wochenende noch sehr viele Gedanken gemacht habe, ich welches Land ich gehen möchte und weil ich mich letztendlich nicht wirklich entscheiden konnte, habe ich gleich drei ausgewählt und den Zufall entscheiden lassen. Die USA stand gar nicht mehr auf meiner Liste, einfach weil ich mir gesagt habe: USA kann jeder, ich will etwas Besonderes! Ein paar Wochen später kam wieder ein Brief nach Hause mit der Bestätigung meines Gastlandes .. und es war Brasilien - Juhu! Meine Freude war riesig, allerdings hielt sich die meiner Eltern darüber anfangs ziemlich in Grenzen. Mittlerweile sind sie aber genauso begeistert, wie ich.

Dann folgte der ganze Papierkram: ein Brief an die zukünftige Gastfamilie, ein viele, viele Formulare,Reisepassbeantragung, Schuleinschätzung, Arztbesuche usw... Ich war heilfroh, als ich das hinter mich gebracht hatte. 

Zwischenzeitlich hatte ich mich nach geeigneten Stipendien umgesehen und bin auf das Teilstipendium der Adolf Würth GmbH und Co. KG (ein Stipendium für Kinder der Mitarbeiter der Firma) gestoßen und habe auch die Zusage hierfür erhalten. Zu dem Stipendiantentreffen im Juli im tiefsten Baden-WütenBerg werde ich leider nicht gehen können - dafür ist der Weg einfach zu weit. 

Als gerade wieder etwas Ruhe eingekehrt ist, flatterte im März auch schon die Einladung für das erste Vorbereitungswochenende ins Haus. Zusammen mit einigen anderen aus meinem Komitee fuhr ich mit dem Zug nach Königswüsterhausen und dann mit dem Bus weiter zum Camp. Das Hauptthema war "Ich". Durch viele TOP's, bei denen wir viel über uns selbst oder unsere Freizeit nachdenken mussten, aber auch zeigen sollten, dass wir auf fremde Menschen zugehen können, sollten wir so etwas auf unser Auslandsjahr vorbereitet werden. Und damit wir nach den langen Nächten nicht allzu müde waren, kamen natürlich auch wieder die "Energyzer", die ich schon auf dem Auswahlwochenende kennen gelernt hatte, zum Einsatz.




Knapp einen Monat später fand dann auch das zweite Vorbereitungscamp statt und ich freute mich schon darauf, alle wieder zu sehen. Dieses Mal stand das Thema Kultur im Mittelpunkt und die TOP's drehten sich darum, wie man mit der neuen Kultur umgehen sollte, wie man sich auch nonverbal verständigen kann oder auch was man tun sollte, wenn es Probleme mit der Gastfamilie gibt. Ein TOP, welches mir besonders gefallen hat hieß "Blindes Vertrauen", wobei wir uns mit verbundenen Augen über das Gelände führen mussten.




Ich denke, schon jetzt, wo ich noch vor meiner eigentlichen Reise stehe, habe ich schon sehr viel gelernt, viele tolle Menschen getroffen und eine Menge Spaß gehabt. Die Vorfreude wächst mit jedem Tag und ich freue mich sehr auf all das, was mir noch bevorsteht!

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